Eine Expedition in die Rätsel des Geldes
Dokumentarfilm / 97 Minuten

von Claus Strigel

SZ-Interview
mit Claus Strigel

 
Claus Strigel über die Genese des Films:

Die Frage, was die Welt im Innersten zusammenhält, hat schon viele große Geister über Jahrtausende hin beschäftigt. Auch mich – obwohl ein kleines Licht – hat sie nie losgelassen. Im Kern sind es die Kinderfragen, ein frischer, neugieriger Blick auf die Welt, den wir auch gerne den Marsmenschen unterstellen. Diese unschuldige Alienperspektive ermöglicht es, an eingefahrenen Antworten vorbei, Dinge staunend neu zu sehen und auch zu neuen Antworten zu kommen.
Für einen Dokumentarfilm entstehen damit zwei reizvolle Qualitäten: Unterhaltung und Erkenntnis.

Steckbriefe
der Protagonisten

 

 

Diese Spur verfolge ich schon lange. Schon vor 15 Jahren wurde diese Perspektive mit einem Grimme-Preis Spezial für die Trilogie „Der Mensch und seine Sachen“ gewürdigt: MAMA PAPA AUTO, BLEIBEN SIE DRAN und BEZIEHUNGSKISTE widmen sich den entscheidenden Werkzeugen der Zivilisation: Auto, Fernsehen und Computer.

Das für Pro7 entwickelte und produzierte Serien-Format „Xpedition in die Zivilisation“ nimmt den extraterrestrischen Blick beim Wort: Eine dokumentarische Science Fiction-Reihe.
Filmberichte einer Erkundungssonde unbekannter Herkunft versuchen Zuschauern einer fernen Galaxis die Zivilisation der Zweibeiner zu erklären. Folgerichtig kommt es zu ebenso aufschlussreichen Missverständnissen, wie Erkenntnissen. Zugegeben: Das Vorabendpublikum im Rahmen von Galileo schien leicht überfordert. Der notwendige Quotenanstieg vor der Werbepause wurde nicht erreicht und die Reihe wurde vorläufig nach 6 Episoden eingestellt.

Begleitheft (1):
Excellentes, erweitertes
Begleitheft der
"Global Education WEEK"

Begleitheft (2):
"DOK macht Schule" Begleitheft
des DOKfilm Festivals
Leipzig
 

Mit DER SCHEIN TRÜGT konnte ich nun endlich meine über sechs Jahre dauernden Recherchen über das geheimnisvolle Zaubermittel GELD in einen Dokumentarfilm gießen.

Es war ein harter Weg, ein so gigantisches Thema und Berge von Erkenntnissen in spannende und anregende 90 Minuten einzudampfen.

Erstaunlich, dass mir ausgerechnet die Gedanken eines Germanisten (Prof. Hörisch und sein wundersames Buch „Die Poesie des Geldes“) den Weg wiesen: Das Staunen über diese ungeheuerliche Abstraktionsleistung, dass nackte Zahlen (ob auf Geldscheinen oder in binärer Reinform) alle Tätigkeiten und Produkte der Menschheit zueinander in Bezug setzen und gegeneinander austauschbar („gleichgültig“) machen.
Im Geld schmilzt die Welt. Aristoteles hatte eine faszinierende Erklärung: Er versteht das Geld als Stellvertreter des Bedürfnisses. Seine These: es ist das Bedürfnis, das alles zusammenhält.

„Es muss für alles ein Eines als Maß bestehen
Und dieses Eine ist in Wahrheit das Bedürfnis, das alles zusammenhält.....“

Mir wurde erst im Schnitt klar, welchen Sprengstoff Aristotles’ Definition „ ein Eines für Alles“ birgt. Denn genau hierin liegt die Ursache für Genialität des Geldes und gleichzeitig für seine Fatalität. Wenn unvergleichbares vergleichbar wird, führt das eben auch dazu, dass die Altenpflege ebenso optimiert werden muss, wie die Fließbandproduktion von Industriegütern.
Alles muss sich rechnen und so wird nur getan was sich rechnet.

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BLEIBEN SIE DRAN
BEZIEHUNGSKISTE
Zum Staunen gesellte sich allmählich eine Art Zorn. Denn das Geld prägt die Welt: Ohne Hunger und Armut verlöre das Geld seinen Wert. Ein Wert der nur durch Knappheit aufrechterhalten wird (So steht es in den Lehrbüchern). Also muss notfalls künstliche Knappheit erzeugt werden. Geld stranguliert die Welt?

Ein Geld-System, das zinsbedingt nur unter der Bedingung grenzenlosen Wachstums funktioniert, führt zu einer Wirtschaft, die ohne Wachstumsrate zusammenbricht. Da kann nicht gut gehen. Die Rechengeschichte vom Josephspfennig führt das anschaulich vor Augen: 1 Cent, der im Jahre 0 zu fünf Prozent Zins angelegt worden wäre, hätte heute den Wert von 40 Milliarden Erdkugeln aus purem Gold.


In dem Spagat zwischen Staunen und Zorn entdeckte ich den belgischen Finanzexperten Bernard Lietaer. Ein begnadeter Geschichtenerzähler, dem man stundenlang zuhören könnte. Er konfrontiert virtuos das herrschende Geldsystem mit seinen immanenten Widersprüchen, geht aber einen zwingenden Schritt weiter: Seine Analysen brachten ihn zu der Erkenntnis, dass die großen Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht, mit einem Geldsystem nicht zu lösen sind. Jedes Problem braucht seine eigene maßgeschneiderte Währung. Mit dieser Mission reist er um die Welt und berät Regierungen, Banken ebenso wie Komplementärwährungs-Initiativen.

So kamen wir auf die Spur eines kleinen Wunders am Rande des brasilianischen Fortaleza: Die Banco Palmas inmitten einer ehemaligen Favela. Die schlichte Entscheidung mangels offizieller Währung, das Geld einfach selbst zu drucken führte zu lokaler Blüte. (Zugegeben: Hinter der „schlichten Entscheidung“ steckt die 15-jährige Entwicklungs- und Forschungsarbeit des Gründers Joaquin de Melo) Die mangels Geld eingefrorene Verknüpfung zwischen Bedarf und Potential wurde wieder hergestellt.
Eine weltweit einmalige Verbindung von Minikredit und Komplementärwährung – also Kredite in der eigenen Regionalwährung - löste die Erstarrung der Armut.

Dass derartig einmalige Modelle nicht bruchlos sind, mussten wir beim Dreh am eigenen Leibe erfahren: Am zweiten Drehtag in der Favela überlebten wir einen bewaffneten Raubüberfall, und wurden so Opfer einer sehr spontanen Umverteilung zwischen reich und arm. Wir waren zwar am Leben, standen aber ohne jedes Equipment vor einer großen Drehreise durch Süd- und Nordamerika.

Doch auch der gerettete Teil des Aufnahmematerials erzählt von einem einmaligen Modell, das – wenn es sich herumspricht - die Welt erobern wird.

Pressematerial

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